Trübe Aussichten am Bau

Weniger Baugenehmigungen und -fertigstellungen, rückläufige Umsätze bei steigenden Preisen - der Boom in der Bauwirtschaft ist erst einmal vorbei. Das gilt für den Wohnungsbau und auch für branchenrelevante Segmente des Wirtschaftsbaus.

Der jahrelange Aufwärtstrend in der Baubranche ist vorbei. Auf der einen Seite gestörte Lieferketten und verteuertes Material - zunächst durch Corona, dann durch den russischen Angriff auf die Ukraine -, auf der anderen Verunsicherung durch Inflation und steigende Zinsen: Das hat zu einem deutlichen Rückgang bei den Baugenehmigungen, stornierten Aufträgen und aufgeschobenen, wenn nicht sogar aufgegebenen Bauvorhaben geführt. Auf Grundlage vorläufiger Zahlen des Statistischen Bundesamtes ergibt sich folgendes Bild.

Baugenehmigungen:
Abwärtstrend hält an

2022 wurde in Deutschland der Bau von insgesamt 354.400 Wohnungen genehmigt, 6,9 % weniger als im Jahr zuvor. Bei Neubauwohnungen war der Rückgang mit 7,3 % auf 304.600 sogar noch etwas größer. Für Ein- (-16,8 %) und Zweifamilienhäuser (-13,8 %) ist das Minus zweistellig, für Mehrfamilienhäuser (-1,6 %) vergleichsweise gering. Der Abwärtstrend habe sich im Jahresverlauf allerdings beschleunigt und auch für das erste Quartal 2023 melden die Statistiker weniger Wohnbaugenehmigungen als vor Jahresfrist. Im Vergleich zu Januar bis März 2022 liegt das Minus insgesamt bei 25,7%. Aufgeschlüsselt nach Gebäudearten sind es -31,1 % bei Einfamilienhäusern, -51,9% bei Zweifamilienhäusern und -25,2 % bei Mehrfamilienhäusern.

Besser sah es 2022 bei den Nichtwohngebäuden mit insgesamt +0,6 % aus, allerdings mit großen Unterschieden zwischen den Segmenten. Zu den Verlierern zählen hier Büro- und Verwaltungsgebäude, deren Rückgang um 16,7 % beim umbauten Raum von den Statistikern auf einen gesunkenen Bedarf durch verstärktes Homeoffice zurückgeführt wird. Außerdem Anstaltsgebäude (-30,1 %), wobei es bei Krankenhäusern und Gebäuden für die Altenpflege grundsätzlich jährliche Schwankungen gebe.

Baupreise: Deutlich höher

Der Rückgang bei den Genehmigungen wird unter anderem mit den gestiegenen Baupreisen begründet. Bedingt durch Lieferengpässe, Materialknappheit und höhere Energiekosten haben sich 2022 nahezu alle Baumaterialien verteuert. So lagen die Erzeugerpreise für Dämmplatten aus Kunststoff um 21,1 % über Vorjahr, für Farben und Lacke auf Grundlage von Epoxidharzen im Schnitt um 24,0 %, für HDF-Faserplatten und Spanplatten um 46,0 beziehungsweise 33,4 %.

Insgesamt verteuerten sich die Preise für den Neubau von Wohngebäuden gegenüber 2021 um 16,4 %. Das sei die höchste gemessene Veränderung seit Beginn der Erhebung im Jahr 1958.

Ausbau- und Bauhauptgewerbe:
Real im Minus

Die gestiegenen Baupreise haben 2022 im Ausbaugewerbe für ein nominales Umsatzplus von 10,8 % gesorgt. Real, also preisbereinigt, steht unter dem Strich jedoch ein Minus von 4,8 %. Von dem Rückgang betroffen waren sämtliche Wirtschaftszweige.

Ähnlich sieht es im Bauhauptgewerbe aus: Dem nominalen Umsatzplus von 9,8 % auf den neuen Höchststand von 108,9 Mrd. EUR steht in reales Minus von 5,8 % gegenüber, dem nominal um 4,8 % gestiegenen Auftragseingang ein real und kalenderbereinigter Rückgang von 9,6 %.

Der Abwärtstrend hat sich jeweils im Jahresverlauf beschleunigt.
Trübe Aussichten am Bau
Foto/Grafik: SN-Verlag; Quelle: Statistisches Bundesamt
Entwicklung der Baubranche 2021/2022
aus BTH Heimtex 06/23 (Bau)